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Orgelpfeifen übertragen die Schwingungen der in ihrem Resonanzkörper angeregten Luftsäule an die Umgebungsluft. Unterstützt durch die verteilte Aufstellung der Schallerzeuger entsteht ein reichhaltiger Raumklang, der sich nicht mit einer Lautsprecherbeschallung vergleichen lässt. Für die Installation wurden Pfeifen in „Prinzipal“-Bauweise gewählt, die sich durch einen grundtönigen Flöten-ähnlichen Klang auszeichnen. Sie erzeugen am Beginn des Tons ein charakteristisches Anblasgeräusch.

Die Akustik des Gaskessels ist gekennzeichnet durch ein hartes Echo am Behälterdeckel und einen extremen Nachhall von etwa 16 Sekunden, der durch die zahlreichen Reflexionen an Behälterwänden und diffuse Schallstreuung an Tragkonstruktionen ein ungewöhnliches, sich veränderndes Obertonspektrum erzeugt.

Zufällig entspricht die Nachhallzeit ziemlich genau der Pendelperiode. Das Zeitmaß von Musik, sichtbarem Metronom und körperlich erfahrbarer Dynamik des Schallfeldes stimmt perfekt überein.
Die Intonation der Pfeifen ist auf diese Verhältnisse abgestimmt: Die perkussiven Anblasgeräusche setzen im Wechselspiel mit dem Raumecho Akzente in der kontinuierlichen Klanglandschaft. Der Hall gibt den Tönen eine Entwicklung. Die Resonanz des Behälters lässt die Harmonien mit einander verschmelzen.
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Nach Experimenten mit der von extremen Raumresonanren geprägten Akustik des Scheibengasbehälters entschieden wir uns für eine diatonisch reine Stimmung in C-Dur.
So erklingen die Grundharmonien des Stücks verstärkt durch Obertoneffekte und angeregte Subharmonische im Klangraum besonders klar, während die von Bach in der Modulation eingesetzten dissonanten Akkorde körperlich spürbare Schwebungen erzeugen.

Auf paradoxe Weise kann so die verfremdete Wiedergabe der musikalischen Intention des Komponisten näher kommen als die gängige Aufführung auf modernen Instrumenten.
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